Der Start ins Jubiläumswochenende auf den Niesen kündigte sich wenig verheissungsvoll an, begann es doch zu regnen, als 14 Teilnehmer am Sonntag- nachmittag in Zürich den Zug Richtung Berner Oberland bestiegen. In Mülenen, der Talstation der Niesenbahn, staunten viele nicht schlecht ob dem starken Gefälle des Bahntrassees, das an seiner steilsten Stelle 66% beträgt. Die Niesenbahn galt lange Zeit als die steilste Standseilbahn Europas, wurde aber durch die vor zwei Jahren umgerüstete und neu passagiertaugliche Gelmerbahn am Grimsel abgelöst. Die Fahrt auf den 2'362 m hoch gelegenen Niesen bescherte uns trotz regnerischem Wetter einen ersten Höhepunkt. Immer wieder nützten wir die Gelegenheit für spektakuläre Fotos in und ausserhalb der Bahn.
Nach dem Bezug der heimeligen, an die Jahrhundertwende erinnernden Doppelzimmer im Niesen Kulm trafen wir uns nach den ersten individuellen Erkundungsgängen zum Apéro im Restaurant, das trotz wolkenverhangenem Himmel ein unvergleichliches Panorama bot. Die einsetzende Abenddämmerung bescherte uns immer wieder packende Stimmungsbilder, und als für kurze Zeit gar die Sonne durch ein blaues Wolkenloch blinzelte, sprangen alle nach draussen, um dieses Bild rasch mit der Kamera einzufangen. Da war uns Petrus für einige Momente gnädig gesinnt…
Um 19 Uhr setzten wir uns im wintergartenähnlichen Terrassenteil des Restaurants an den reservierten Züri-Träff - Tisch und freuten uns auf das 5-gängige Vollmonddinner. Immer wieder genossen wir vom Tisch aus, solange es noch dämmerig war, die Aussicht auf die unvergleichliche Bergwelt des Berner Oberlandes. Das Dinner, angefangen von einer erstklassigen Weissweinschaumsuppe, einem knackigen Regionalsalat über ein fruchtiges Waldbeerensorbet bis hin zum feinen Rehge- schnetzelten, hielt in jeder Beziehung, was wir uns versprochen hatten. Dazu kredenzten wir den roten Niesen – Hauswein. Nach dem saisontypischen Vermicelles veredelten wir den Abend mit einem Hauskaffee oder einem der vielen Brände, die im Restaurant zur Schau gestellt wurden. Zufrieden und wohl genährt gingen wir gegen 23 Uhr zu Bett.
Am Montag zeigte sich das Wetter von seiner schönen Seite. Ein blauer Himmel lachte, die Regenwolken hatten sich grösstenteils verzogen. Ein milder und warmer Herbsttag kündigte sich an. Als wir vom Niesen den Abstieg in Angriff nahmen, war es allerdings mit 2° ungewohnt kühl. Einige setzten sich sogar die Wollmütze auf und zogen Handschuhe an. Unterwegs zum Oberen Stalden wurden wir immer wieder belohnt mit spektakulären Panoramabildern auf das Diemtigtal, das Simmental, den Thunersee oder das Jungfrau-Massiv. Spätestens als wir Richtung Chummli und die Höhe von 1'700 m erreicht hatten, verschwand die warme Winterbekleidung im Rucksack und machte T-Shirts und kurzärmligen Wanderblusen Platz. Die Wanderung zu unserem Ziel, dem Restaurant Gsässweid auf 1'345 m, führte über steil abfallendes Weideland, entlang schroffen Felswänden, durch kühle Waldstücke und über Schaf- und Rinderweiden. Beim Aussichtspunkt Hohschüpfen bot sich nochmals die Gelegenheit für tolle Landschaftsfotos.
Als wir um 13.30 auf der Gsässweid eintrafen, lud ein gemütlicher und überaus freundlicher Familienbetrieb zu knackigem Fitnessteller, saftigem Schwingersteak oder deftigen Älplermakkaronen ein. Wir hauten mächtig rein und genossen von der Restaurantterrasse die tolle Aussicht auf das unbekannte Diemtigtal. Es war mittlerweile so warm geworden, dass sich einige eine Verdauungs-Siesta auf der Wiese gönnten. Kurz vor 16 Uhr liessen wir uns von zwei Bergtaxis zum nahen Bahnhof Oey-Diemtigen fahren, um uns die letzten 700 m Abstieg zu ersparen. Zufrieden und erfüllt von einem unbeschreiblich schönen Bergwochenende traten wir die Rückreise nach Zürich an. Die Eindrücke vom Niesen werden allen wohl noch lange in bester Erinnerung bleiben…
Markus Hirzel
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