Auf diesen Anlass freute ich mich riesig, weil es der erste seit dem Corona lock-down war an dem wir endlich wieder in der Gruppe unterwegs sein dürften. Schutzmasken und Desinfektionsmittel gehören in den Rucksack so die Anweisungen von Rolf. Einmal mehr hat er an alles gedacht und so war selbstverständlich auch ein Abteil im Zug für uns Reisehungrigen reserviert. Platz gabs aber genug, weil nicht so viele Menschen unterwegs waren wie sonst üblich. Ein eigenartiges Gefühl, aber trotz Maulkorb ist das Lachen weiterhin unbeschränkt möglich. Umsteigen in Bern und ab in den hintersten Wagen im Zug nach Interlaken lauteten die Anweisungen. Von einer Gruppen-Reservation war allerdings nichts zu sehen. So wurden wir vom Zugbegleiter in ein feudales Erstklassabteil eingewiesen. Und das nur für uns!
Ab Stechelberg führte ein bequemer Fußweg ins hintere Lauterbrunnental.
Dieses steht seit 1960 unter Naturschutz und liegt im UNESCO-Weltnaturerbe Schweizer Alpen Jungfrau-Aletsch. Mehrere Erlebniswege bringen Themen wie Alpwirtschaft, Kraftorte, Geologie und Berghotels näher.Schon nach einer Stunde gemütlichem Marsch erreichten wir das Berggasthaus Trachsellauenen zum Lunch. Obschon Rolf in weiser Voraussicht unser Mittagessen vorbestellt hat, schaffte die Bedienung eine stressige Atmosphäre. Es gelang ihr dann aber doch noch jedem sein vorbestelltes Süppchen und Getränkte wunschgemäß zu servieren.
Es begleiteten uns stets neckische Gewitterwolken die sich dann gerne hin und wieder entleerten und zwar immer dann, wenn Abmarsch für uns vorgesehen war. Das Spektakel war aber stets von kurzer Dauer und die Sonne zeigte sich wieder und bescherte schwitzige Temperaturen.
Nach dem Mittagessen, zum Glück nur eine Suppe, winkten die ersten Höhenmeter. Der Weg schlängelte sich durch den Bergwald, dann über Blumenwiesen und bald schon erreichten wir das Berggasthaus Tschingelhorn in herrlicher Aussichtslage. Der perfekte Ort zum Durst löschen und geniessen.
Nur noch wenige Höhenmeter und schon winkt das nostalgische Hotel Obersteinberg. Ein besonderes Erlebnis ist es schon zu nächtigen wie zu Gotthelfs Zeiten in jeder Hinsicht. Die Zimmer bald bezogen und dann das Bedürfnis nach der Katzenwäsche mit den dafür vorgesehenen Becken in den Zimmern. Auf der Suche nach Wasser begab ich mich mit einem dieser Töpfe in den Waschraum ins Nachbarhaus. Bald schon ruft die Wirtin aus der Küche, dass es auf der Toilette im Haus fliessend Wasser gäbe. Ein paar Gäste der Terrasse wurden aufmerksam und Ihr könnt euch sicher denken, wie ich mir vorkam. Zurück im Zimmer berichtete ich diese Peinlichkeit an Doris, meine Zimmergefährtin und wir konnten endlos lachen.
Das Abendessen im heimeligen Stübli war ein Genuss und Geselligkeit zugleich, begleitet von einem Regenbogen, der seine Farbenpracht weit über das Tal ausbreitete. Mit der Nachtruhe war es aber anfänglich nicht so wie es sich Gotthelf vermutlich gewohnt war. Das hölzerne Haus, durch und durch ringhörig, so waren alle Laute für jeden deutlich hörbar. Aber dennoch ist der Erholungseffekt deutlich spürbar bei dieser herrlich kühlen Bergluft.
Schon zeitig wach, begaben wir uns ins Stübli, wo das Frühstück schon aufgedeckt war. Noch vor dem Abmarsch musste noch ein Gruppenfoto her und so wurde ein junger Wanderer dazu aufgeboten dieses Foto von uns zu knipsen. Seine Fähigkeiten zur Fotografie und Animation kamen bald schon zum Vorschein und für uns der Vorteil alle Köpfe vereint auf dem Bild zu sehen.
Auch an diesem Morgen begleiten uns die neckischen Wolken auf dem Aufstieg zum Oberhornsee auf 2065m. Die Aussicht spektakulär und die Meute wohlgelaunt. Nach einer kurzen Pause offenbarte sich mir ein happiger Abstieg hinunter in den Talkessel.
Wer den Abstieg liebt kam hier voll und ganz auf seine Rechnung. Für mich immer wieder die Herausforderung per se! Ein steiler, teils mit hohen Steinstufen gebauter Zickzackweg führt uns hinunter ins Lauterbrunnental begleitet von den tosenden Wasserfällen des wilden Schmadribachs.
Ein abwechslungsreicher Pfad durch schönes Naturschutzgebiet bringt uns über Schürboden nach Trachsellauenen, wo wir in demselben Gasthaus wieder zum Mittagessen einkehrten. Auch diesmal waren die Speisen vorbestellt, um den Stressfaktor im Gasthaus in Grenzen und uns bei Laune zu halten. Das Fleischplättli konnten wir trotz den wenigen kitzelnden Regentropfen auf der Terrasse geniessen.
Nach einem kurzen Abstieg erreichten wir Stechelberg, wo uns wiederum eine Beiz zu einer kleinen Erfrischung eingeladen hat. Dann aber bescherte uns die ÖV wiederum das Tragen der Atemschutzmasken und die Rückkehr in den Alltag und den Umgang mit Corona.
Lieber Rolf, ein riesiges Dankeschön für dieses erholsame und erlebnisreiche Wochenende in den Alpen. Einmal mehr hast Du uns mit deinen organisatorischen Fähigkeiten verwöhnt. Wir verstehen dieses Lob als Motivation für Dich um uns mit weiteren grandiosen Wanderwochenenden zu verführen!!!
Monika Baumann
Comments