Auf die Pfingstreisen mit Rolf und Regula freue ich mich jedes Jahr. Es ist ein Farbtupfer in der Jahresagenda vom Züri-Träff und ich glaube es geht vielen so. Diesmal heisst es für alle sehr früh aufstehen, denn wir treffen uns um 7.15 Uhr in Zürich. Wir haben ja doch noch vor uns eine gute 3 stündige Zugfahrt nach Scoul. Doch von Schlaf und müden 28 Züriträfflern war nichts mehr im Zug zu sehen. Es wurde lebhaft ausgetauscht und von früheren Anekdoten aus Reisen-Weekends erzählt. Umsteigen auf den anderen Zug war kein Problem unsere Führer schauten gut und hatten ihre Schäfchen gut im Griff, dass alle wirklich nachher im richtigen Zug waren. Angekommen in Scuol ging es, wie könnte es anders sein, schnellen Schrittes zu unserer Unterkunft Hotel Bellaval. Dort wurde alles untergestellt im Untergeschoss und schon ging es weiter zu unserer 1. Wanderung.
Rolf und Regula zählten Ihre Schäfchen und siehe da es fehlte einer und siehe da es fehlte doch niemand, denn er kommt erst am Abend zu uns. Das Wetter war nicht so freundlich gesinnt doch das trübte die Stimmung der Wanderschar nicht. Es ging zur hohen lnnbrücke hinter der die Clemgia-Schlucht liegt. Unser Weg führt uns abwechselnd durch Mischwald und über zerklüfteten Bündnerschiefer. Doch jäh ist der Weg abgesperrt und mit Warnschildern versehen. Per Zufall fährt ein Förster vorbei der von einem Kontrollgang kommt. Rolf bespricht mit ihm kurz die Lage und es stellte sich heraus, dass Gefahr von Felssturz war und der Durchgang nur auf eigene Gefahr möglich ist. Schnell war klar, dass Rolf dieses Risiko nicht eingeht und so kehrten wir um und gingen stetig bergauf Richtung Gasthaus Avrona wo wir unsere Mittagspause einlegten. Die idyllische Lage auf 1449 m ü. M., inmitten herrlicher Nadelwälder, hoch über der wilden Clemgia-Schlucht am Eingang zum Val S-charl und zu Füssen der eindrucksvollen "Unterengadiner Dolomiten" liegt dieses Gasthaus. Wie es so bei einigen Züriträfflern ist, wenn gehört wird oder gesehen, dass das Gasthaus nicht mehr weit ist zu Speis und Trank, dann plötzlich fliegen sie nur so dahin – wie wenn ihre Schuhsohlen sich umgewandelt hätten in einen fliegenden Teppich. Nach einer guten Stunde waren wir am Ziel Gasthaus Avrona. Von dort konnte man zur Schlucht gehen, respektive einen Blick hinunter werfen. Hier liess es sich gut sein und wir wurden von den Gastwirten wahrlich verwöhnt. Ein Lob auf Regulas und Rolfs Organisation. Wie immer das Essen es Träumli. Frisch gestärkt mit Speis und Trank ging es weiter zum nächsten Ziel Chastè da Tarasp. Zum Teil führte uns der Weg vorbei an verschneiten Stellen und der Wind blies uns um die Ohren. Trotz nicht gerade traumhaftem Wanderwetter war die Laune bestens und wenn auch die Wege verschlungen waren, war es eine traumhafte Umgebung, Bergblumen, Berge, kleine Seen, Wäldern und in der Ferne konnte man das Schloss Chastè da Tarasp erkennen. Auf einem hundert Meter hohen Felsen erbaut, wacht die Festung seit dem 11. Jahrhundert über die Weiler am Fusse des Schlosshügels, und im Taraspersee spiegeln sich die weissen Mauern des Chastè da Tarasp. Steil geht es bergauf zum Chastè da Tarasp, Kurve um Kurve wird erklommen. Der Führer brachte uns in einer spannenden Führung viel Wissenswertes bei und wir können nur erahnen was sich hier in den alten Gemäuern alles abspielte. (Geschichte lohnenswert nachzulesen). Das Wetter machte uns leider einen Strich durch die Rechnung und so konnten wir die Weitsicht vom Chastè da Tarasp nicht wirklich geniessen. Eiligen Schrittes ging es nun in Begleitung von Regen bergab zur Busstation von dort Richtung Hotel Bellaval Scuol. Zimmerbezug und einnisten, wellnessen und bei einem feinen Znacht und Schlummerdrunk klingt der 1. Tag aus.
Früh, früh sind die 1. wieder auf den Beinen zum Frühstück um 7 Uhr. Rolf und Regula möchten zeitig losgehen – 8.15 Abmarsch. Doch bei Anblick von diesem Frühstück vergisst man schnell den fehlenden Schlaf und das frühe Aufstehen. Wie immer sind alle da und diesmal fehlt keiner und zügig geht es durchs Dorf Scuol Richtung Val Sinestra. Diesmal teilen wir uns in zwei Gruppen ist es doch im Züri-Träff so, dass ein Teil von Züriträffler nicht genug bekommen können von Höhenmetern und Distanzen. Regula übernimmt diese Gruppe und Treffpunkt zur gemeinsamen Mittagsrast ist Hof Zuort. Rolf hat wieder eine der schönsten Einstiegs-Wandertouren im Unterengadin der Weg von Scuol, Val Sinestra Richtung Hof Zuort ausgewählt. Vor dem Berghaus Val Sinestra im Tal machen wir unsere wohlverdiente Pause, doch bald brennt es einigen Züriträfflern unter den Füssen. Und schon geht es weiter stetig am Bergbach La Branca entlang hinauf an zerklüfteten Felsen, Kiefernwäldern, schmalen Wegen Richtung Zuort. Nach gut 30 Minuten erreichten wir die 1. von 2 abenteuerlichen Hängebrücken die im Jahr 2005 von hiesigen Waldarbeitern geschaffen wurden. Die Überquerung ist nichts für Leute mit schwachen Nerven, Höhen- oder Schwindelängsten. Ca. 30-50 Meter schwingt die sehr leichte Konstruktion über dem Tal. Ein fester beherzter Schritt und ein wenig Gleichgewichts-Sinn, so wie ausreichender Abstand zu Vorder- bzw. Hintermann (die Brücken tragen nicht mehr als max. 2! Personen zur gleichen Zeit) lassen wir uns ein auf dieses Abenteuer und ich glaube jeder ist froh wieder festen Boden unter den Füssen zu haben. Ich sagte zu Rolf super, dass nicht am Ende der Brücke gerüttelt wurde. Da meinte Rolf, dass mache ich hier nicht, denn die Sicherheit kann nicht gewährleistet werden und die Brücke wurde deshalb auch schon gesperrt. Danke Rolf, dass Du dieses Wissen aufgehoben hast bis wir alle sicher drüber waren, denn dieses Abendteuer über diese Brücken war es wert. Spätestens nach einer weiteren kurzweiligen guten Stunde erreichen wir unsere Mittagsrast der Hof Zuort und siehe da die Füsse von gewissen Züriträfflern wurden wieder schneller ist doch ein Apéro in Sicht. Bäuerliche Kulturlandschaft, traditionelle Gastfreundschaft und eindrücklich unberührte Natur begegnen sich seit einem halben Jahrtausend. Dazu lebt seit hundert Jahren in Zuort hohe Kultur der Musik. Mit Freude geniessen wir in der Sonne auf der Terrasse unseren wohlverdienten Apéro. Nachdem nun beide Gruppen eingetroffen sind geht’s in die Arvenstube und wir können ein ausgezeichnetes Essen geniessen. Später geht’s zu einer Besichtigung der Kapelle sowie Chalet weiter. Die Kapelle ist bekannt für das Orgelglockenspiel und stammt aus dem früheren Jahrhundert. Die eine Gruppe nimmt nun den weiteren Weg unter die Füsse und die andere erklimmt nun nochmals einige Höhenmeter und dann können wir den Weg geniessen mit Weitblick. Rechts während dem Aufstieg sehen wir noch mitten in den Kiefernwäldern Moränen. Nun geht es Richtung Dörfchen VNà zum Postauto das uns nach Scuol zurückbringt. Endlich geschafft und im Bus und wenn sehen wir da am Wegesrand unsere zweite Gruppe und so lädt das Postauto auch sie noch auf. Jetzt heisst es bis zum Abendessen Apéro die Sonne geniessen bei einem Drink, wellnessen oder Scuol besichtigen. Bei einem Apéro und feinem 5 Gängermenu Nachtessen sowie einem Schlummerdrunk geht es dann zu später Stunde Richtung Bett.
Montag – Abreisetag
Rolf und Regula haben auch hier wieder genial alles vororganisiert, so dass wir problemlos noch Wanderungen durchführen können. Morgens in aller Frühe um 7 Uhr ist wieder Tagwache und Frühstück, geht es doch um 8.15 schon weiter. Nach dem Frühstück schaut Rolf und Regula das alle pünktlich mit Ihrem Gepäck vor dem Hotel sind und nun geht’s Richtung Bus – Bahnhof. Dort können wir unser Gepäck am Bahnhof abgeben und müssen uns um nichts mehr kümmern. Dank für die geniale Organisation. Nun geht’s weiter mit dem Bus nach Ftan und von dort den Höhenweg nach Guarda. Ein Höhenweg der mit vielen seltenen Blumen und Pflanzen bewachsen und einen wunderbaren Ausblick in die Berge und Engadin gibt. In Guarda kehren wir ins traditionelle Hotel Meissner das seit 1893 im Familienbesitz ist und aus dem 17. Jahrhundert stammt. Dort geniessen wir in einer wundervollen Stube aus Arvenholz und Kronleuchtern mit wunderbarer Aussicht auf die Bergketten Speis und Trank. Doch langsam drängt die Zeit zum Aufbruch, denn wir wollen ja noch Guarda anschauen und dann geht es für die einen zu Fuss bergab nach Lavin und die anderen nehmen den Bus nach Giarsun und von dort weiter nach Lavin per Zug. Das Wetter wird immer unfreundlicher und es sieht nach Regen aus. Unten am Bahnhof erklärt uns Rolf ausführlich, dass man immer drücken muss am Bahnhof, sonst hält der Zug nicht an. Während der Diskussion fährt ein Zug und wir steigen ohne darauf zu achten wo er genau hinfährt ein. Rolf meint im letzten Wagen ist für uns reserviert und in Lavin steigen die anderen zu. Jedoch weit und breit kein Gepäck im Wagen. Hmm meint Rolf komisch - plötzlich Hektik, drück schnell auf den nächsten Knopf damit er noch anhält in Lavin, denn sonst fahren wir Richtung Zenez und nicht nach Zürich. Rolf ja das wäre ein weiter Abstecher geworden und wir sind in Lavin von den anderen Züriträffler mit Lachen in Empfang genommen worden. Unsere Ausrede wir seien extra in diesen Zug gestiegen damit sie nachher nicht in den falschen Zug einsteigen kam jedoch auf taube Ohren. Endlich kommt unser Zug und siehe da unser Gepäck ist im letzten Wagen wie vereinbart. Müde aber voller Erlebnissen lassen wir uns nieder im Zug. Dann heisst es umsteigen und diesmal klappt es wie immer auf Anhieb, denn Rolf und Regula haben alle ihre Schäfchen gut beieinander. Dann geht es weiter in Richtung Zürich und so langsam kehren wir in den Alltag zurück, die ersten Verabschiedungen kommen und dann geht alles schnell, denn jeder möchte ja noch seinen Anschlusszug erreichen in Zürich. Regula und Rolf euch möchte ich im Namen von allen Züriträfflern einfach danken für die wunderbaren Tage und die Farbtupfer die wir mitnehmen durften in den Alltag. Wir freuen uns jetzt schon auf die nächsten Pfingsten in 2016 und auf wunderbare Tage mit Euch.
Gabriele Vetter
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